Talententwicklung braucht Safe Spaces
- christinestuetz3
- 22. Mai
- 2 Min. Lesezeit
„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ – dieser Satz beschreibt treffend den Verlauf eines groß angelegten Talententwicklungsprogramms, das ich über zwei Durchläufe als Projektmanagerin und Trainerin begleiten durfte. Ursprünglich war ein diverses Trainer:innenteam geplant, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lernpräferenzen der Teilnehmenden bestmöglich gerecht zu werden. Doch dann kam es anders: Schwangerschaften und Kündigungen führten dazu, dass schließlich nur noch mein geschätzter Kollege und ich das Programm trugen – last woman und last man standing.
Über einen Zeitraum von 18 Monaten übernahmen wir sämtliche Formate: Einzelcoachings, Präsenztrainings, Online-Austauschformate, Netzwerkveranstaltungen sowie die Beratung bei den Projektarbeiten. Wir begleiteten die Teilnehmenden durch Design-Thinking-Workshops, analysierten Kommunikationsmuster anhand der Transaktionsanalyse, übten Feedback in verschiedenen Settings, führten Projektmanagement-Simulationen durch, arbeiteten mit Canvases – und feierten gemeinsam ein Abschluss-Event, das den emotionalen Höhepunkt bildete.
All dies geschah an inspirierenden Orten, mit ausführlichem Check-in, bewusstem und flexiblen Zeitmanagement und Aktivitäten jenseits des Curriculums – darunter Yoga, Werwolf-Spiele oder sogar Eisschwimmen. Diese scheinbaren „Extras“ wurden zu entscheidenden Bausteinen des Lernerfolgs.
Fünf Learnings für wirksame Talentprogramme:
Safe Spaces sind die Grundlage für nachhaltiges Lernen. Erst ein vertrauensvoller Rahmen ermöglicht es, sich wirklich auf Lern- und Entwicklungsprozesse einzulassen – gerade bei komplexen Themen wie Selbstführung, Innovation oder Umgang mit Veränderung.
Ein konstantes Trainer:innenteam stärkt diesen Raum. Kontinuität schafft Sicherheit und Beziehung. So können sich echte Lernbeziehungen entwickeln – mit tiefgehenden Reflexionen und wertschätzendem echten Feedback.
Safe Spaces brauchen Zeit und physischen Raum. Lernen lässt sich nicht auf Effizienz trimmen. Es braucht geschützte Zeitfenster und inspirierende Orte, um sich von Routinen zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln. Asynchrones und digitales Lernen darf dies ergänzen.
Vertrauen im Teilnehmendenkreis wird zum Hebel für Transformation. Wo Vertrauen wächst, entsteht nicht nur persönliche Entwicklung – sondern auch die Basis für kollaborative Innovation und kulturelle Veränderung in der Organisation.
Für Trainer:innen entsteht mehr Wirksamkeit – und Freude. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, erleben auch wir als Lernbegleiter:innen eine tiefere Form von Sinn und Wirkung.
Fazit
Organisationen, die ihre Mitarbeitenden nicht nur entwickeln, sondern auch langfristig binden und gleichzeitig Wandel gestalten wollen, sollten Talentprogramme als strategisches Instrument der Organisationsentwicklung begreifen. Richtig konzipiert, wirken diese Programme weit über die individuelle Förderung hinaus.
Ich freue mich über den Austausch zu Erfahrungen rund um Change- und Entwicklungsprozesse – gern persönlich, digital oder bei einer Tasse Kaffee.
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